Wissenschaftliche Evidenz belegt die Kosteneffizienz der Homöopathie

Eine kürzlich veröffentlichte Übersicht über gesundheitsökonomische Bewertungen (Ostermann et al. 2024¹) fand Evidenz für die Kosteneffizienz der Homöopathie – eine Schlussfolgerung, die durch eine neue, fehlerbehaftete Studie von Leehmuis & Seifert nicht beeinflusst wird.²

Was bedeutet Kosteneffizienz?

„Kosteneffizienz” ist eine formale wissenschaftliche Methode zur Bewertung des wirtschaftlichen Wertes einer bestimmten Behandlung, wobei sowohl die (direkten und indirekten) Kosten als auch die klinischen Ergebnisse berücksichtigt werden. Beim Vergleich von Behandlungen sagt ein einfacher Vergleich des Preises zweier verschiedener Medikamente wenig über das wahre Kosten-Nutzen-Verhältnis aus. Behandlungen können Auswirkungen haben, die über die sofortige Linderung der Symptome hinausgehen, z.B. indem sie die Häufigkeit von Rezidiven, Komplikationen oder die Notwendigkeit einer Operation verringern. Behandlungen können auch der Allgemeinheit zugutekommen, insbesondere in Bereichen globalen Bedarfs wie Nachhaltigkeit, Antibiotikaresistenz, Polypharmazie und die Reduzierung der Verschreibungen von Suchtmitteln – alles Faktoren, die die Entscheidungsfindung bei der Zuweisung von Gesundheitsressourcen Berücksichtigung finden sollten².

Evidenz für die Kosteneffizienz der Homöopathie  Die gesundheitsökonomischen Methoden, die zur Bewertung der Kosteneffizienz konventioneller medizinischer Behandlungen verwendet werden, können auch auf die Homöopathie angewendet werden. Die bisher umfangreichste Studie zu diesem Thema ist eine systematische Überprüfung von 21 Einzelstudien.1 Diese Überprüfung ergab, dass die Homöopathie im Vergleich zu den Kontrollgruppen eine ähnliche oder bessere klinische Wirksamkeit aufweist, mit einem klaren positiven Trend bei der Kosteneffizienz:²

Ergebnis der Studie: Wie ist das Kosten-Nutzen-Verhältnis der homöopathischen Behandlung im Vergleich zu anderen Behandlungen?	Anzahl an Studien
Homöopathie klinisch wirksam, zu niedrigeren oder ähnlichen Kosten	11
Homöopathie als klinisch wirksam, zu unterschiedlichen Kosten	7
Homöopathie klinisch wirksam, mit höheren Kosten	3*

*Eine inkrementelle Kostenwirksamkeitsanalyse, das inkrementelle Kosten-Effektivitäts-Verhältnis, ist ein wesentliches Maß in der gesundheitsökonomischen Forschung zur Bewertung der Kosteneffektivität. Es vergleicht die Kosten von zwei oder mehreren Behandlungsalternativen im Verhältnis zu definierten Wirksamkeitsparametern. ¹

Die Literatursuche in elektronischen Datenbanken von Jan 2012 bis Juli 2022 wurde durch zwei unabhängige Forscher unter Bewertung der Studien anhand des „Consensus on Health Economic Criteria“, der CHEC-Liste, durchgeführt. Diese Liste ist ein anerkanntes Qualitätsbewertungsinstrument, das auf die methodologische Qualität und Kosteneffektivität fokussiert. CHEC umfasst 19 Kriterien und vergibt max. 19 Punkte. Eine Verbesserung der Studienqualität im Laufe der Jahre wurde dadurch statistisch belegt. Es ist vielversprechend, dass die beiden zuletzt veröffentlichten Studien zu den Studien mit der höchsten Qualität zählten. Neben einem gut gewählten Studiendesign wurden in beiden Studien wirtschaftliche Bewertungen nach dem neuesten Stand wissenschaftlicher Vorgehensweisen vorgenommen.

Neue Studie hat keinen Einfluss auf diese Ergebnisse

Eine im März 2024 veröffentlichte Arbeit von Leemhuis & Seifert6, in der behauptet wurde, dass homöopathische Arzneimittel (N=16) „im Durchschnitt deutlich teurer” seien als vergleichbare konventionelle Medikamente (N=9). Eine Analyse der Arbeit zeigt jedoch, dass diese Schlussfolgerung auf den wissenschaftlich schwachen Ansatz, die fehlende statistische Analyse und fehlende Daten zurückzuführen ist. Der Studie von Leemhuis & Seifert 6 mangelt es zudem an klinischer Relevanz, da die konventionellen Behandlungen, die von den Autoren als „rationale“ Alternativen zu den verschriebenen homöopathischen Arzneimitteln vorgeschlagen wurden, schlecht ausgewählt wurden. Zur Behandlung von Darmkoliken verglichen die Autoren beispielsweise ein speziell für Babys hergestelltes homöopathisches Zäpfchen mit einem krampflösenden Medikament (Butylscopolamin), das bei Kindern unter 6 Jahren nicht angewendet werden sollte.

Fazit

Prof. Ostermann (Universität Witten/Herdecke) erklärte in seinem Gutachten aus dem Jahr 20241, dass „obwohl sich die Qualität der Forschung zur Kosteneffizienz der Homöopathie im Laufe der Zeit verbessert hat und einige hochwertige Studien zeigen, dass es sich um eine kostengünstige Option handeln kann, es immer noch viele schlecht durchgeführte Studien gibt, die es schwierig machen, eine endgültige Aussage zu treffen.” Daher ist mehr qualitativ hochwertige Forschung zu diesem Thema erforderlich, jedoch werden die gravierenden wissenschaftlichen Schwächen und Einschränkungen der Studie von Leemhuis & Seifert2 diesem Bedarf nicht gerecht. Bis strengere Studien durchgeführt werden, stützen die positiven Trends, die sich in der vorhandenen Evidenz – insbesondere in den Studien höchster Qualität – beobachten lassen, die wahrscheinliche Kosteneffizienz der Homöopathie. Die allgemeine evidenzbasierte Schlussfolgerung lautet daher, dass die Homöopathie weiterhin eine wirksame und kostengünstige Behandlungsoption ist, die von Ärzten und Patienten im öffentlichen Gesundheitswesen in Betracht gezogen werden kann.

Quellenverzeichnis

1. Ostermann T, et al. Overview and quality assessment of health economic evaluations for homeopathic therapy: an updated systematic review. Expert Rev Pharmacoecon Outcomes Res, 2024;24:117-142

2. Homeopathy Research Institute. Is homeopathic treatment cost effective? https://www.hri-research.org/resources/homeopathy-faqs/is-homeopathic-treatment-cost-effective/

3. Kass B, et al. Effectiveness and cost-effectiveness of treatment with additional enrolment to a homeopathic integrated care contract in Germany. BMC Health Serv Res, 2020;20:872

4. Ostermann T, et al. Cost-effectiveness analysis for SilAtro-5-90 adjuvant treatment in the management of recurrent tonsilitis, compared with usual care only. Cost Eff Resour Alloc, 2021;19:60

5. Palm J, et al. Effectiveness of an add-on treatment with the homeopathic medication SilAtro-5-90 in recurrent tonsillitis: An international, pragmatic, randomized, controlled clinical trial. Complement Ther Clin Pract, 2017; 28:181-191

6. Leemhuis H and Seifert R. Prescriptions of homeopathic remedies at the expense of the German statutory health insurance from 1985 to 2021: scientific, legal and pharmacoeconomic analysis. Nauny Schmiedebergs Arch Pharmacol, 2024. doi: 10.1007/s00210-024-03005-x. Online ahead of print.